Weiter gehts mit Teil 2 (Teil 1 gibts hier) meiner großen Viet Nam Fotoreportage, und zwar direkt nach dem Klick.
Von Hanoi aus flogen wir Richtung Süden in die geographische Mitte des Landes. Auf der Karte ist Vietnam an dieser Stelle sehr schmal, nur wenige Kilometer trennen die Kambodschanische Grenze vom Meer. Hier befindet sich Hue, die alte Kaiserstadt mit ihrem beeindruckenden Palast aus dem 19. Jahrhundert. Im amerikanischen Krieg, wie hier der Vietnamkrieg genannt wird, hatten sich Nordvietnamesische Einheiten in der weitläufigen Anlage der alten Zitadelle verschanzt, die daraufhin zum Ziel amerikanischer B-52-Bomber wurde. Über drei viertel der gewaltigen, historisch bedeutsamen Tempelstadt wurden dabei zerstört. Inzwischen gehört das Gelände zum Unseco-Weltkulturerbe und wird, so gut es geht, wieder restauriert. Das Bild oben zeigt die Trang-Tien-Brücke über den Parfümfluss, der durch Hue fließt. Leider hatten wir kein Glück mit dem Wetter, es regnete ununterbrochen.
Nachdem wir in Hue noch die Frauenpagode und das Mausoleum von König Tu Duc (regierte von 1848 – 1883) besichtigt hatten, ging es mit dem Bus weiter, durch strömenden Regen in Richtung Süden. Wir überquerten den Wolkenpass, der ehemaligen Demakationslinie zwischen dem geteilten Nord- und Südvietnam. Die Region war Teil der sogenannten “entmilitarisierten Zone”, einer Gegend, in welcher mit die schwersten Auseinandersetzungen des Vietnamkrieges stattfanden. Obwohl der Pass nur wenige hundert Meter über dem Meeresspiegel liegt, war er ganz in Wolken verschwunden und machte seinem Namen alle Ehre. Die erhoffte Wetterbesserung auf der anderen Seite blieb leider aus; auch in Da Nang, das wir bald darauf erreichten, regnete es Bindfäden.
In Hoi An, eine halbe Stunde südlich von Da Nang, bezogen wir zum ersten und einzigen Mal ein Hotel in Strandnähe. Obwohl es nach wie vor regnete waren die Temperaturen mit ca. 28°C sehr angenehm und so gab ich meine Hoffnung nicht auf, irgendwo ein Surfbrett auftreiben und die Wellen des Chinesischen Meeres auf ihre Surftauglichkeit testen zu können. Leider sollte sich diese Hoffnung nicht erfüllen. Zwar gab es an jeder Ecke Strandzubehör jeglicher Couleur, doch ein Surfbrett war nirgends dabei. Dabei gibt es in Vietnam durchaus ein kleine aber feine Surfkultur. Aber leider nicht in Hoi An.
Dafür ist Hoi An für etwas anderes berühmt: die ganze Stadt lebt von der Schneiderei. Einige hundert Schneider findet man im Zentrum, die sich stets gegenseitig mit Preis und Qualität übertreffen wollen. Dabei nehmen sie den Mund nicht zu voll: wer will kann sich innerhalb eines halben Tages einen Seidenanzug nach Maß anfertigen lassen und bezahlt dafür je nach Stoff und Ausstattung zwischen 50 und 100 $. Ich war mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Eine gute Entschädigung für die entgangene Surfsession.
Der Regen in Hoi An erinnerte sehr an Forest Gump, als er seinen Dienst in Vietnam schob: “Plötzlich fing es an zu regnen. Und es hörte nicht mehr auf. Wir hatten alle Sorten Regen, die es gibt. Große, platschende Tropfen, feinen Regen den man gar nicht sah, Regen der von der Seite kam und sogar Regen, der von unten kam…” irgendwie so geht das Zitat, ich bekomme es gerade nicht mehr richtig zusammen. Die Anwohner schienen das jedenfalls gewöhnt zu sein und hatten auf verschiedenste Art und Weise vorgesorgt.
Manchmal half aber auch das nichts, so musste dieser Mann seinen Marktstand mit zusätzlichen Planen vor den Wassermassen schützen.
Der Rikshafahrer hatte bei diesem Schmuddelwetter nicht besonders viel Kundschaft. Da hat er schon mal Zeit für ein Schwätzchen mit einem Kriegsinvaliden. (Oder Mienenopfer. Oder Mopedunfall. Oder was auch immer dem armen Kerl passiert ist.)
Nachdem es den zweiten Tag auch komplett durchgeregnet hatte, waren wir trotz aller Begeisterung für die vietnamesische Schneiderkunst auch ein bisschen froh, uns noch in der Morgendämmerung des dritten Tages auf den Weg zum Fliughafen von Da Nang zu machen, um uns weiter Richtung Süden zum Delta des mächtigen Mekong und nach Saigon, dem Paris Südostasiens, aufzumachen.
Weiter gehts in Teil 3 – voraussichtlich nächste Woche.
Alle Fotos gibt es auch auf flickr.
7 Comments
New blog post: Viet Nam Fotoreportage – Teil 2: Zentralvietnam http://www.rebelreflex.de?p=230
Das ist wirklich eine tolle Fotoreportage. Vor allem das Bild mit der Schneiderei hat es mir angetan.
Freu mich schon auf den dritten Teil!
danke sehr! :)
Wow! Hammer Bilder! Will mal eine persönliche FotoSession (und das schon seit Januar btw) und Bilder gucken.. .
@Steff ja, das hatte ich dir ja versprochen! machen wir, sobald ich etwas mehr zeit habe. im moment komme ich leider zu gar nichts. teil 3 der reportage wird deshalb auch noch mal um eine woche verschoben.
[…] zeigen. Immerhin ist es jetzt schon eine ganze Weile her, dass ich einen dritten Teil versprochen habe. Allerdings habe ich beim Durchsehen der Fotos meine Meinung noch mal geändert: viele Bilder […]
[…] Weiter gehts in Teil 2… […]